5. Juni 1927 // Reden
Ernst Thälmann // Legt den Kriegstreibern das Handwerk!

Legt den Kriegstreibern das Handwerk!

5. Juni 1927

Rede anläßlich des III. Reichstreffens des RFB in Berlin


Die Rote Fahne vom 8. Juni 1927.
Thälmann, Ernst: Auswahl der Reden und Schriften, Bd. 1, Stuttgart 1970, S. 513 -515


Im Namen der Bundesführung überbringe ich allen Roten Frontkämpfern, den Arbeiterdelegationen, den Sportorganisationen, der Reichsbanneropposition und der Berliner Arbeiterschaft die revolutionärsten Grüße. Nicht nur aus allen Gauen Deutschlands, aus der ganzen Welt sind Begrüßungstelegramme bei uns eingelaufen. Der internationale Charakter unserer Reichskundgebung kommt mehr denn je zum Ausdruck durch die Anwesenheit von Delegationen aus der Sowjetunion, Frankreich, der Tschechoslowakei, Österreich, der Schweiz, Dänemark und Holland. Auch ihnen gelten unsere revolutionären Grüße.

Zum dritten Male findet das Reichstreffen in den Mauern Berlins statt. Wie beim I. und II. Reichstreffen die allgemeinpolitischen Aufgaben der konkreten Situation entsprechend von uns gestellt wurden, so hatte auch jedes dieser Treffen eine innerorganisatorische und politische Bedeutung für die Entwicklung des RFB. Das I. Reichstreffen war ein erster wuchtiger Auftakt der Entwicklung zur Massenorganisation. Das II. Reichstreffen forderte die Erhöhung des politischen Reifegrades in unserer Organisation. Das III. ReichstrefFen stellt dem Ernst der Situation entsprechend größere und gewaltigere Aufgaben an uns. Beim I. Reichstreffen marschierten die Frontkämpfer in Kompanien auf. Beim II. Reichstreffen waren sie bereits zu Bataillonen und Regimentern angewachsen. Heute sind es schon rote Divisionen, die dem Rufe unserer Organisation gefolgt sind.

Während am 7. und 8. Mai die Stahlhelmformationen die Verachtung der werktätigen Bevölkerung zu spüren bekamen, durch die Straßen Spießruten laufen mußten, als Gefangene unter dem Schutz der vom Sozialdemokraten Zörgiebel geleiteten polizeilichen bewaffneten Macht aufmarschierten, zeigte die Anteilnahme der werktätigen Massen, die große Begeisterung, mit der unsere Frontkämpfer empfangen und begrüßt wurden, das Gegenteil. Der gewaltige Aufmarsch selbst beweist den Wert und die politische Bedeutung unserer Organisation, die uns allen erneut die Bestätigung gibt, daß der RFB als einzige Schutz- und Wehrorganisation des Proletariats im Kampfe gegen imperialistischen Krieg und Faschismus neben der KPD große Aufgaben zu erfüllen hat.

Niemals war in den letzten Jahren die Gefahr eines neuen imperialistischen Krieges größer als in der gegenwärtigen Situation. Der Kampf der imperialistischen Mächte um die Neuaufteilung der Welt ist in das entscheidende Stadium getreten und treibt unabwendbar zu neuen Kriegen, wenn nicht der Sieg der proletarischen Revolution die Herrschaft der Bourgeoisie bricht. Gegenwärtig stellen die imperialistischen Mächte ihre Gegensätze zurück und versuchen mit vereinten Kräften die Sowjetunion, den Todfeind der imperialistischen Weltherrschaft, und die chinesische Revolution zu erdrosseln. Der englische Imperialismus schmiedet zu diesem Zweck die Kriegsfront der goldenen Internationale der Ausbeuterstaaten gegen die erste Arbeiter- und Bauernmacht, gegen die Sowjetunion. Die internationale Lage erfordert die größte Aufmerksamkeit des gesamten internationalen revolutionären Proletariats. Wir befinden uns in der fieberhaften imperialistischen Rüstung zum Krieg gegen die Sowjetunion. Der imperialistische Krieg gegen die chinesische Revolution geht weiter. Der Feldzug gegen die internationale Arbeiterklasse verschärft sich von Tag zu Tag. Was sind die Ursachen, die die Bourgeoisie dazu zwingen, mit verschärfter Aktivität ihre Pläne durchzuführen?

1. Die Sowjetunion wächst im Innern und wird eine große Gefahr für den Weltimperialismus.

2. Die chinesische Revolution untergräbt einen der Hauptpfeiler des Imperialismus.

3. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit für die Imperialisten, die Lahmlegung der Arbeiterklasse im eignen Lande als der Verbündeten der Sowjetunion und Chinas durchzuführen.

In England wird durch die Politik der konservativen Regierung, durch die Annahme des Streikgesetzes die politische Voraussetzung für die Kriegsmaßnahmen geschaffen. In Frankreich nähert sich die Regierung mehr und mehr der englischen Politik und führt im Lande eine verschärfte Kommunistenhetze durch. Deutschland reiht sich mit seiner aggressiven Außenpolitik immer mehr in die kriegerische Front der Imperialisten gegen die Sowjetunion ein. Auch das aggressive Eingreifen Amerikas in China ist von besonderer Bedeutung, besonders bei dem Stand der chinesischen Revolution, wo trotz harter Rückschläge die nationale Revolution zur Revolution auf höherer Stufenleiter steuert. Deshalb der verschärfte Angriff der Imperialisten in den letzten Wochen in China. Die Offensive gegen die internationale Arbeiterklasse wird von der Großbourgeoisie, mit Hilfe faschistischer Garden oder rein faschistischer Regierungen durchgeführt. In Deutschland, wo neben der Sozialdemokratie die faschistischen Organisationen Hilfstruppen für die imperialistischen Pläne sind, zeigt sich, daß besonders die faschistischen Organisationen ihren demonstrativen Charakter von 1923 geändert haben und systematisch versuchen, in den Großbetrieben Organisationsformen zu schaffen, auf deren Entwicklung die gesamte Arbeiterklasse ihr größtes Augenmerk zu lenken hat.

Der Stahlhelm erließ am 8. Mai, anläßlich des Stahlhelmtages, eine Botschaft. Diese Stahlhelmbotschaft war eine programmatische Erklärung für einen neuen imperialistischen Krieg. Gegen diese Stahlhelmbotschaft richten wir anläßlich des III. roten Reichstreffens die rote Botschaft, die Kriegserklärung gegen den imperialistischen Krieg.

Wir werden alle, unsere Kräfte einsetzen, und gerade jetzt einsetzen müssen, um die Sowjetunion, das Vaterland der Arbeiterklasse der ganzen Welt, zu schützen, es mit allen Mitteln zu verteidigen und selbst mit unseren Leibern zu decken. Mit aller einer revolutionären Klasse zur Verfügung stehenden Kraft und Leidenschaft werden wir auch in Deutschland den Kriegstreibern das Handwerk legen, noch dazu, wo die deutsche Bourgeoisie durch den Bürgerblock ihre reaktionären Methoden im Innern mit neuen imperialistischen Zielen verbindet, die sich sowohl gegen die Sowjetunion als auch gegen die gesamte revolutionäre Front richten. Deswegen ist unsere heutige gewaltige rote Kundgebung als eine große Antikriegskundgebung zu verstehen, die im Sinne Lenins und Karl Liebknechts den Soldaten der roten Klassenfront, den Jungpionieren und der revolutionären Arbeiterschaft in Berlin, in Deutschland und in der ganzen Welt zuruft, daß wir geloben, vor und beim Ausbruch des Krieges an der Front und in der Armee für den Sturz der kapitalistischen Herrschaft und für den Sieg der proletarischen Revolution zu kämpfen. Deshalb, Kameraden und Klassengenossen, erhebt die geballte Faust und sprecht mit mir das Kampfgelöbnis der Roten Frontkämpfer. .

Dieses Kampfgelöbnis ist die Direktive für die Aufgaben in den nächsten Wochen und Monaten. Wir werden die revolutionäre Kraft schmieden und organisieren, die die Voraussetzungen für den Sieg des deutschen Proletariats schafft. In diesem Sinne stimmt mit mir ein: Die revolutionäre kämpfende Einheitsfront, sie lebe hoch!