„Rabotschi Putj“ (Der Arbeiterweg) Nr. 13, 17. September 1917. Leitartikel.
Quelle: J. W. Stalin – Gesammelte Werke, Band 3
Die Revolution marschiert. In den Julitagen unter Feuer genommen und auf der Moskauer Beratung „zu Grabe getragen“, erhebt sie von neuem ihr Haupt, reißt die alten Schranken nieder und schafft eine neue Macht. Die erste Schützengrabenlinie der Konterrevolution ist genommen. Nach Kornilow hat auch Kaledin den Rückzug angetreten. Im Feuer des Kampfes leben die Sowjets, die schon tot schienen, wieder auf. Sie treten von neuem ans Steuer und führen die revolutionären Massen voran.
Alle Macht den Sowjets! – das ist die Losung der neuen Bewegung.
Gegen die neue Bewegung tritt die Kerenskiregierung in den Kampf. Schon in den ersten Tagen des Kornilowaufstands drohte sie mit Auflösung der revolutionären Komitees und schmähte den Kampf gegen den Kornilowputsch als „Eigenmächtigkeit“. Seitdem hat sich der Kampf gegen die Komitees immer mehr verschärft, und in letzter Zeit artet er in einen offenen Krieg aus.
Der Simferopoler Sowjet verhaftet den sattsam bekannten Rjabuschinski, der an der Verschwörung Kornilows beteiligt war. Als Antwort darauf verfügt jedoch die Kerenskiregierung „Maßnahmen, um Rjabuschinski in Freiheit zu setzen und die Personen, die ihn ungesetzlicherweise verhaftet haben, zur Verantwortung zu ziehen“ („Rjetsch“).
In Taschkent geht die ganze Macht in die Hände des Sowjets über, die alten Behörden werden abgesetzt. Die Kerenskiregierung beantwortet dies jedoch mit „einer Reihe von Maßnahmen, die einstweilen noch geheim gehalten werden, die aber dazu angetan sind, auf die Männer des Taschkenter Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten, die über die Stränge schlagen, höchst ernüchternd zu wirken“ („Russkije Wjedomosti“).
Die Sowjets fordern eine strenge und allseitige Untersuchung der Affäre Kornilow und Komplizen. Die Kerenskiregierung beantwortet diese Forderung jedoch damit, dass sie „die Untersuchung auf einen ganz engen Personenkreis beschränkt und einige sehr wichtige Quellen, die es ermöglichen würden, Kornilows Verbrechen als Landesverrat und nicht bloß als Meuterei zu qualifizieren, unbenutzt lässt“ (Referat Schubnikows, „Nowaja Shisn“).
Die Sowjets fordern den Bruch mit der Bourgeoisie, in erster Linie den Bruch mit den Kadetten. Die Kerenskiregierung beantwortet dies jedoch damit, dass sie mit Leuten wie Kischkin und Konowalow Verhandlungen führt, sie zum Eintritt in die Regierung auffordert und die „Unabhängigkeit“ der Regierung von den Sowjets verkündet.
Alle Macht der imperialistischen Bourgeoisie! – das ist die Losung der Kerenskiregierung.
Zweifel sind hier ausgeschlossen. Wir haben es mit zwei Mächten zu tun: mit der Macht Kerenskis und seiner Regierung und mit der Macht der Sowjets und Komitees.
Der Kampf zwischen diesen beiden Mächten ist das charakteristische Merkmal der gegenwärtigen Situation.
Entweder die Macht der Kerenskiregierung und damit die Herrschaft der Gutsbesitzer und Kapitalisten, Krieg und Zerrüttung.
Oder die Macht der Sowjets und damit die Herrschaft der Arbeiter und Bauern, Frieden und Liquidierung der Zerrüttung.
So und nur so wird die Frage vom Leben selbst gestellt.
Bei jeder Machtkrise wurde diese Frage von der Revolution aufgeworfen. Jedesmal haben sich die Herren Paktierer um eine eindeutige Antwort gedrückt, haben sie die Macht den Feinden in die Hände gespielt. Als die Paktierer anstatt eines Sowjetkongresses die Beratung einberiefen, wollten sie sich wiederum drücken und die Macht der Bourgeoisie überlassen. Sie haben jedoch falsch kalkuliert. Die Zeit ist gekommen, wo man sich nicht mehr drücken kann.
Die direkte Frage, die das Leben stellt, erheischt eine klare und bestimmte Antwort.
Für oder gegen die Sowjets!
Die Herren Paktierer mögen ihre Wahl treffen.